Mit dem Zug nach Nuwara Elyia
Mit dem Zug geht es 2000m hoch ins Bergland - vorbei an Teeplantagen, Wasserfällen und üppiger Landschaft

Der Wecker klingelt - es ist 4:30, mann wir haben doch Urlaub.. Andererseits - wer ans Ende der Welt reisen will, sollte natürlich möglichst früh aufstehen.... Aber erst mal der Reihe nach. Wir fahren mit dem Zug in der Holzklasse von Kandy nach Nuwara Eliya. Beim Einräumen der gewaschenen Sachen stelle ich fest, dass ich nur noch 4 Unterhosen besitze. Bei der Waschaktion scheint es leichte Verluste gegeben zu haben. Aber als wir beim Bezahlen unsere "Hotelperle" zur Rechenschaft ziehen wollen, behauptet die, dass nur 4 Unterhosen abgegeben wurden. Das Gegenteil kann ich schlecht beweisen, aber ich hätte betrunken packen müssen, damit ich nur 5 Unterhosen für 3 Wochen mitnehme - egal, muss ich jetzt halt von Hand waschen. Meine Frau drängt auf einen frühen Aufbruch zum Bahnhof, und als wir im morgentlichen Berufsverkehr im Stau stehen, will sie sogar vorzeitig aus unserem TukTuk aussteigen und die letzten Meter zu Fuß gehen. Die Vorsicht ist natürlich angebracht, weil bei Vollbesetzung die Sitzplätze schon mal rar werden.

Häuser in Nuvara Elyia
gepflegte, englische Villen soweit das Auge reicht

Aber als wir am Gleis ankommen, steht nicht mal der Zug da. Dafür treffen wir ein Pärchen und eine Familie, die etwas übermäßig Gepäck mit sich tragen (und wir sind ja bereits ziemlich gut ausgerüstet). Aber OK - wer einen Daunen-Schlafsack und ein langes Pyjama mitschleppt, nur weil er gelesen hat, dass es in de Bergen kühl werden kann.. Nur zur Erinnerung Sri Lanka und nicht Sibirien. Wir sind überrascht, als relativ pünktlich zur Abfahrtszeit ein neu wirkender Zug einrollt. Erstaunlicherweise sind hier auch in der 3. Klasse die Plätze für uns reserviert und die Ausstattung kann es mit jedem Intercity in Deutschland aufnehmen - ganz anders als die Züge die wir vorher gesehen hatten. Die Fahrt durch das Hochland, auf der unser Zug immerhin 2000 Höhenmeter überwinden muss ist wirklich spektakulär und sollte man sich nicht entgehen lassen. Es geht direkt an der Bergflanke entlang durch weite Täler, fast immer durch riesige Teeplantagen durch und die Aussicht ist atemberaubend. Nach einem kurzen Zwangspause ind der unsere Zugmaschine wegen Motrschaden ausgetauscht werden muss, rollen wir in Nanu Oya ein, dem zu Nuwara Eliya nächst gelegenen Bahnhof (ca. 17km entfernt). Nuwara Eliya ist ein Bergort, der wegen seines gemäßigten Klimas von den Britten als Rückzugsort vor der brütenden Hitze im Süden genutzt wurde. Nirgendwo ist der Einfluss der Engländer besser zu sehen als hier - gepflegte Villen mit echtem, englischen Rasen, ein 18 Loch Golfplatz, eine Pferderennbahn. Direkt am Eingang schnappt uns ein Singalese, und bietet die Fahrt in die Stadt für 300Rp (ca. 1,80 €) an. Da im Reiseführer ein Preis von 450 angegeben ist, schlagen wir zu und fahren zusammen mit einem australischen Pärchen in die Stadt.

Chillen auf der Terrasse des Chez Allan
Relaxen auf unserer Sonnen-Terrasse im Chez Allan

Sofort nach Fahrtbeginn empfiehlt uns unrer Reiseführer ein paar Unerkünfte und zeigt uns stolz seinen "Guiding-Pass". Unsere vorab favorisierten Unterkünfte redet er schlecht - sie wären zu weit weg von der Stadt, oder zu laut, oder voll. Trotz ihrer Bedenken, kann ich Chrissi dazu überreden, uns die Unterkünfte wenigstens anzuschauen. Und die erste (ein Top Tipp aus dem Lonely Planet) ist wirklich super. Eine alte, englische Villa, mit dunkeln Möbeln, und einem englichen Rasen davor. Leider bereits ausgebucht - ebenso wie de zweite Unterkunft. Aber unser Guidde kennt noch eine klein Pension mit nur 3 Zimmern für die wir uns schlussendlich entscheiden. Es gibt einen gemütlichen 5 o´clock Tee, bei dem wir uns von den Australiern noch Tipps für unsere Srandwoche abholen. Nachdem unser Guide auch Touren zum nahegelegenen Horton National-Park (wo auch Worlds End liegt) anbietet, bitten wir ihn andere Mitreisende zu suchen, damit wir uns die Kosten für die Fahrt teilen können. Er verspricht sich umzuhören und will uns um 6 Uhr wieder im Hotel treffen.

Pedro Tee-Plantage in Nuvara Elyia
Besuch in der Pedro Tee-Plantage

Also machen wir zunächst einen Rundgang durch die Stadt, suchen uns schon mal ein Lokal für unser Dinner aus und stolpern zufällig über einen Basar, der günstige Trekking-Klamotten anbietet. Chrissi liebäugelt ja mit einer 2. Trekking Hose und auuch ich wäre einem apfelgrünen Wind-Stopper von Jack Wolfskin nicht abgeneigt. Die Klammotten scheinen kein Fake zu sein - die Firmen lassen ja tatsächlich auf Sri Lanka fertigen. Wir kaufen an dem Tag allerdings keine Klamotten, sondern lediglich 25 Postkarten. Um 6 sind wir im Hotel, damit wir unsere Reise zum Ende der Welt planen können. Als der Guide bis halb 8 nicht auftaucht, schnallen wir unsere Stirnlampen an und laufen zum Dinner in die Stadt. Es ist tatsächlicch deutlich kühller am Abend. Wir müssen zum ersten Mal unsere Fleece-Jacken anziehen - aber immer noch mindestens 17 Grad. Das lokale Dinner ist wie immer lecker, günstig und mindestens für 3 Personen. Kurz bevor wir nach Haus losrollen, stürmt unser "Guide" ins Restaurant - er häte oben gewartet - tja leider zur falschen Zeit. aber er wolle sich immer noch um leute bemühen, damit wir am übernächsten Tag zu Worlds End fahren könnten und er würde uns am nächsten Tag (diesmal ohne Uhrzeit) im Hotel besuchen. Am nächsten Tag frühstücken wir in einem einheimischen Lokal, wo wir überrascht, jedoch nicht unfreundlich beäugt werden. Schon zum Frühstück gibt es hier Chilli. Wir werden angeleitet, wie wir unser Essen mit einer Art Pack-Papier greifen und  in die scharfe Chillisoße tunken sollen. Wieder mal ne witzige Erfahrung.

Teepluecker bei der Arbeit
Teepflücker bei der Arbeit am Tree Hill

Danach geht es mit dem TukTuk zur Pedro Tee-Plantage. Diese wirbt damit, keine Chemikalien zu versprühen. Obwohl viele Maschinen ruhen, ist es spannend mal zu sehen wie unser Ceylon-Tee eigentlich gemacht wird und wie die verschiedenen Qulitätsstufen auf mindestens 100 Jahre alten Maschinen gesiebt werden. Den Mittag verbringen wir im wunderschön angelegten Victoria-Park, wo der Eintritt für Einheimische 40Rp, für Touris jedoch 300Rp kostet. Ist ja schon OK, dass wir mehr zahlen, aber bei all den überteuerten Eintritten fühle ich mich langsam schon ein wenig ausgenommen. Da wir noch Zeit haben, schlägt meine Frau eine Wanderung zum Tree-Hill vor. Ich glaube wir waren nie am richtigen Weg und müssen uns zeitweise quer durchs Gelände hochkämpfen, erhalten aber so zufällig eine super Wanderung durch Teeplantagen, die gerade abgeerntet werden.

Auf dem Basar erhandeln wir noch Chrissis Treking-Hose, meinen Windbreaker (wobei der erste Händler tatsächlich 60€ dafür haben wollte - die müssen uns Europäer für total dämlich halten. Ich bekomme ihn schließlich für 28), und einem leichten Fleece-Pulli für Chrissi. Während wir unsere Postkarten schreiben, unterhalten wir uns ausgiebig mit einem Schweizer Paar, das auch in unserem Hotel übernachtet. An diesem Abend wollen wir dich hoch gelobte Küche des Hauses austesten. Ist ganz OK, aber Preis und Leistung stehen hier in keinerlei Relation - dann doch lieber in der Stadt essen.

Baker Falls im Horton National Park
Die Baker Falls im Horton National Park - nahe Nuwara Elyia

Aber beim Abendessen ist noch ein dritter Gast aufgetaucht - Chriss - ein 19 jähriger Abiturient der mit dem Motorrad unterwegs ist und nach Sri Lanka noch Indien, Kmbodscha, Vietnam und Laos bereisen will. Es wird ein toller Abend mit ineressanten Gesprächen und lecker einheimischen Bier. Unser Guide taucht natürlich nicht mehr auf, aber die Schweizer haben die Tour schon gemacht und können ihren Guide vermitteln und spontan entschließt sich Chriss mitzukommen.

Also heißt das 4:30 aufstehen, da wir um spätestens 7 Uhr mit der Tour beginnen müssen. Später ziehen Wolken auf und die Fernsicht wird miserabel. Der neue Guide ist super pünktlich, so dass wir um 5 Uhr starten und einen unglaublichen Sonnenaufgang im Horton-Nationalpark genießen dürfen, bevor wir um 6:30 die Reise zum Ende der Welt starten. Der Wanderweg ist eher einfach, aber die Natur um uns herum ist wieder mal unglaublich. Chris läuft ein zügiges Tempo, so dass wir relativ schnell am Small Worlds End ankommen und danach auch am Worlds End. Eine atemberaubende Aussicht direkt an der Abbruchkante, an der es 852m senkrecht nach unten geht. Die Fernsicht ist auch augezeichnet - wir können uns gar nicht satt sehen. Der weiter Weg führt uns vorbei an den Baker-Falls Wasserfällen, wo sich der schwere Abstieg wirklich lohnt. Wir machen viele Fotos und sind wieder mal beeindruckt von der Schönheit des Landes. Rückweg unspektakulär, wir holen erst mal unseren fehlenden Schlaf nach, währen Chris den Golfplatz von Nuwara Eliya spielen möchte - der Jung beindruckt mich langsam doch. Wir verabreden uns noch für ein gemeinsames Abendessen in unserem Lokal vom Vortag. Chris hat einen alergischen Ausschlag bekommen, der zum Abend hin schlimmer geworden ist. So versuchen wir ihm am Abend Mut zu machen, dass es wieder besser wird und er seine Reise nicht abbrechen muss - wäre unglaublich schade. Auf dem Heimweg kaufen wir noch ein Fläschen Rotwein, das wir zu Dritt in unserem Hotel leeren. Und morgen beginnt unsere Reise gen Süden..

Sonnenaufgang im Nationalpark
5:50 Uhr - ein wunderschöner Sonnenaufgang im Horton National Park

Keine Kommentare